JONAS SALK – Vater der Polioimpfung

Jonas Salk

„Ich empfinde die Möglichkeit, mehr zu tun,
als die größte Belohnung für den Erfolg.“
(Jonas Salk)

Als Dr. Jonas Salk die Vision des Salk Instituts für Biologische Studien entwickelte, geschah dies mit der Idee, eine lebendige, intellektuelle Gemeinschaft zu erschaffen, die es sich zum Ziel setzte, die Art von wissenschaftlichen Errungenschaften, die ihn nur fünf Jahre zuvor zu einer internationalen Figur hatten werden lassen, weiter zu verfolgen.

Nach einer Karriere in klinischer Medizin und virologischer Forschung kam Salk nach La Jolla. Er war praktizierender Arzt am Mount Sinai Hospital in New York City, nachdem er 1939 seinen M.D. an der New York University School of Medicine bekommen hatte.

Er begab sich dann als Forscher zu seinem Mentor, Dr. Thomas Francis, an die University of Michigan. Dort entwickelte er im Auftrag der U. S. Army einen Grippeimpfstoff. 1947 wurde er zum Direktor des virologischen Forschungslabors an der School of Medicine der University of Pittsburgh ernannt.

In Pittsburgh begann Salk die Techniken, die zu seinem Polioimpfstoff führen sollten, zusammen zu stellen. Er war fasziniert von dem Prinzip der Impfung: Dass der Körper, wird er künstlich einer harmlosen Form eines Krankheitsvirus ausgesetzt, Antikörper entwickelt, die später einer gefährlichen Form des Virus widerstehen oder ihn töten können. Im Gegensatz zu dem Pasteurianischen Dogma der Zeit, glaubte Salk, dass protektive Immunität ohne Infektion durch einen lebenden Virus, wie in der Impfung gegen Pocken oder Tollwut verwendet, induziert werden könnte. Während der Entwicklung des Grippeimpfstoffs, hatte er beobachtet, dass ein Schutz etabliert werden kann, indem man nicht infektiöse, deaktivierte (getötete) Viren verwendet.

Salks Forschung erregte die Aufmerksamkeit von Basil O´Connor, Präsident der National Foundation for Infantile Paralysis (jetzt bekannt als: „March of Dimes Birth Defects Foundation). Die Organisation entschied Salks Bemühungen, einen deaktivierten Virus Impfstoff gegen die meist gefürchtete Geißel der Zeit zu entwickeln: Paralytische Poliomyelitis.

Unter Verwendung von Formaldehyd tötete Salk das Poliovirus, hielt es aber intakt genug, um die notwendige Immunreaktion hervorzurufen. Seine Arbeit wurde durch einen besonderen Erfolg John Enders´, eines Forschers der Universität Harvard ermöglicht. Enders und sein Team hatten herausgefunden, wie man Polioviren in Reagenzgläsern züchten konnte. Dieser Schritt war notwendig, um die notwendige Menge Viren zu erlangen, so dass ein Impfstoff entwickelt und hergestellt werden konnte.

Das Resultat, ein injizierbarer Impfstoff, wurde zunächst an Affen getestet, dann an Patienten des D. T. Watson Home for Crippled Children (jetzt The Watson Institute), die schon Polio hatten.

Als nächstes wurde der Impfstoff Freiwilligen gegeben, die kein Polio gehabt hatten, unter anderen Salk, der Belegschaft seines Labors, seiner Frau und seinen Kindern. Die Freiwilligen entwickelten Antikörper gegen Polio und niemand reagierte schlecht auf den Impfstoff. Schließlich, 1954, begann ein landesweiter Test an einer Million Kinder im Alter von sechs bis neun Jahren, die als Polio Pioniere bekannt wurden; die Hälfte erhielt den Impfstoff, die andere Hälfte ein Placebo. Ein Drittel der Kinder, die in Gegenden lebten, in denen der Impfstoff nicht erhältlich war, wurden beobachtet, um Hintergrundinformation über die Verbreitung von Polio in dieser Altersgruppe zu erhalten und auszuwerten. Am 12. April 1955 wurde das Ergebnis veröffentlicht: der Impfstoff war sicher und wirksam. In den zwei Jahren, bevor der Impfstoff weit verbreitet erhältlich war, war die durchschnittliche Anzahl von Poliofällen in den USA mehr als 45.000. 1962 war die Anzahl auf 910 gefallen. Salk ließ sich den Impfstoff nie patentieren und verdiente auch kein Geld mit seiner Entdeckung. Er zog es vor, ihn so weit wie möglich verbreitet zu sehen.

Ausgehend von der Furcht und Sorge, die Polio in der ersten Hälfte des Jahrhunderts verursachte, machte der Erfolg des Impfstoffs 1955 Salk zum internationalen Helden und er verbrachte die späten fünfziger Jahre damit, den Impfstoff zu verfeinern und die wissenschaftlichen Prinzipien dahinter zu etablieren. Trotzdem war Salk 1960 bereit, weiter zu gehen. Salks Traum war es, ein unabhängiges Forschungszentrum zu gründen, in dem eine Gemeinschaft von Wissenschaftlern, die sich für die unterschiedlichsten Aspekte der Biologie – des Studiums des Lebens – interessierten, zusammen kommen und ihrer Neugier folgen konnten.

Mehr als ein Jahr reiste Salk durch das Land auf der Suche nach dem richtigen Ort für sein Forschungszentrum. Schließlich folgte er dem Werben des Bürgermeisters von San Diego, Charles Dail, der Polio gehabt hatte, zu 27 Morgen Land auf einem Tafelberg in La Jolla, westlich des versprochenen Areals für den neuen Campus der University of Florida, der für San Diego geplant war. Mit dem Geschenk des Landes der Bürger von San Diego und mit anfänglicher finanzieller Unterstützung der National Foundation/March of Dimes konnte Salk fortfahren. Um sein Konzept von freien, offenen Laboratorien und ruhigen Studienräumen zum Leben zu erwecken, engagierte Salk den Architekten Louis Kahn. Das Ergebnis der Zusammenarbeit ist eine Reihe von eleganten Betonstrukturen mit Blick auf den Pazifischen Ozean.

Unter Salks Direktion begann das Institut 1963 mit seinen Forschungsaktivitäten und erweiterte schrittweise seine Fakultät und seine Forschungsinteressen. Salks eigene Forschung beinhaltete multiple Sklerose und Autoimmunkrankheiten, Krebsimmunisierung, verbesserte Herstellung und Standardisierung des deaktivierten Poliovirus – Impfstoffs sowie die Entwicklung eines AIDS– Impfstoffs. Er veröffentlichte mehrere philosophische Bücher und vertrat eher kooperative als konfrontionalistische Zugänge zu menschlichen Bedürfnissen.

Im Jahre 1967 fertiggestellt wurden die ursprünglichen Institutsgebäude 1991 zum historischen Denkmal ernannt. Während Salks Amtszeit als Gründungsdirektor wurden zusätzliche Gebäude nach seiner und Louis Kahns architektonischer Vorstellung entworfen und gebaut. Das Institut hat jetzt 56 Fakultätsmitglieder und einen wissenschaftlichen Stab von mehr als 850 Mitarbeitern mit Laboratorien; es beheimatet Forschung über alles, von Krebs über Diabetes und Geburtsdefekten bis hin zu Alzheimer, Parkinson, AIDS und Pflanzenbiologie.

Das Salk Institut reflektiert wirklich die weitreichenden humanistischen Interessen seines Namensgebers.

Salk starb am 23. Juni 1995 im Alter von 80 Jahren. Ein Denkmal im Institut mit einem Zitat von Salk fängt seine Vision ein:

„Die Hoffnung liegt in Träumen,
in Vorstellungen und dem Mut derjenigen,
die es wagen, Träume wahr werden zu lassen.“

Quelle: Salk Institute, La Jolla/Florida
Übersetzung: Ursula Sommer